Fragt man die Laptop-Besitzer im Sankt Oberholz, was ihnen noch fehlt, dann kommt vielfach die Antwort: „Ich brauche nur noch eine coole Idee.“ Genau umgekehrt zu der Situation bei den Gründern in spe scheint es in etablierten Unternehmen zu sein, die ein Wachstumsproblem haben. Hier hört man typischerweise Aussagen, wie: „Ideen sind eigentlich genug da.“ oder „Wenn es uns an eins nicht mangelt, dann sind es Ideen.“
Was hierbei mit Idee gemeint ist, ist eine konkrete Vorstellung eines Produkts, die noch umgesetzt werden muss. Ob Startup oder etabliertes Unternehmen, hinter den Aussagen steht also die mehr oder wenig explizit formulierte Annahme, dass einfach nur die richtigen Ideen ausgewählt und dann planvoll umgesetzt werden müssen, und alles wird gut: Das Startup wird erfolgreich und dann für hunderte Million Euro verkauft; das etablierte Unternehmen erfindet sich neu und übertrifft die selbstgesteckten Wachstumsziele. Oder anders gesagt: Wer nicht erfolgreich ist, hat nicht die richtigen Ideen und/oder setzt diese nicht um.
Im besseren Fall ist eine Idee bereits mit einem konkreten Kundenbedürfnis und nicht nur mit abstrakten Umsatzerwartungen verknüpft. Dann lassen sich folgende Aussagen ähnlich der folgenden formulieren: „Wenn wir A bauen, verändert sich B und es geht den Kunden besser.“ Das erklärt im Übrigen auch, warum Gründer im Oberholz weniger Ideen als etablierte Unternehmen haben. Unternehmen können natürlicherweise auf eine größere Erfahrung in einem speziellen Geschäftsfeld zurückgreifen. Die Kanäle für Kundenfeedback sind voll mit Wünschen und Verbesserungsvorschlägen, aus denen Ideen entstehen, man muss einfach nur zuhören. (Ob das dann immer auch gemacht und umgesetzt wird, ist dann noch mal eine ganz andere Frage.)
Aber selbst Ideen, die ein konkretes Kundenbedürfnis befriedigen sollen, reichen nicht alleine, um ein erfolgreiches, neues Geschäftsfeld zu begründen. Die Realität sieht anders aus.
Das Grundproblem besteht in dem traurigen Fakt, dass jede Idee und der zugehörige Plan zur Umsetzung den ersten Kontakt mit Kunden nicht überleben werden (siehe hierzu auch das sehr zu empfehlende Buch „Founders at Work“ von Jessica Livingston). Entweder hat der Kunde überhaupt kein Interesse daran, dass sich B ändert, oder er ist nicht bereit für die Verbesserung den anvisierten Betrag zu zahlen oder A hat überhaupt keinen Einfluss auf B. Dies hat unschöne Folgen: Wer nicht mehr als eine Idee hat, steht nach dem ersten Kundenkontakt blank da. Wer mehrere hat, wird dann typischerweise gleich die nächstbeste Idee ausprobiert – mit demselben Resultat. Im Gesamtergebnis wird das Startup gleich zum Shutdown und bei etablierten Unternehmen vergrößert sich lediglich die Sammlung von mehr oder weniger genutzten Featuren rund um den eigentlich erfolgreichen Produktkern. Die erträumten Wachstumspläne erfüllen sich damit nicht.
Eine Idee ist deshalb nichts ohne eine zugehörige Vision. Eine Vision hat einen tieferen Zweck und baut auf grundlegenden Kundenbedürfnissen auf – unabhängig von der Idee, mit der sie letztlich zum Kunden gebracht wird. Wenn nun eine Idee nicht erfolgreich ist, kann man sich auf ein höheres Ziel zurückziehen und die nächsten Ideen ausprobieren, mit der die Vision Schritt für Schritt Wirklichkeit werden kann. Die Vision sorgt dafür, dass nicht wahllos Ideen aneinandergereiht werden, sondern zielgerichtet ein größeres Ganzes entstehen kann. Im Prinzip sollte man also an einer Vision arbeiten, bis sie tief genug und validiert ist, so dass man an sie glaubt und dann ausprobieren, welche Implementierung dieser Version den Markt trifft.
Aber Vision und Ideen sind wiederum nichts ohne ein Team mit den notwendigen Methoden, das sie mit einer gnadenlos guten Ausführung zum Leben erweckt. Wer wissen will, wie das genau funktioniert, sollte sich unsere Lösungen und Schulungen ansehen.
Foto von Paul Downey auf flickr unter CC Lizenz